Mit dem Kauf der „Rehmühle“ in Merkenbach im Jahr 1889 begründet der Westfale Carl Berkenhoff die nach ihm benannte Berkenhoff GmbH. Gemeinsam mit seinen Söhnen und drei Arbeitern richtet sich Berkenhoff in der Rehmühle ein.
Die „Wilhelmswalze“ (Blechwalze) im benachbarten Sinn liefert Messingbleche, die in Merkenbach geschnitten und mithilfe von „Zieheisen“ in Form gebracht und zu Feindrähten verarbeitet werden. Kraftquelle ist ein altes Mühlrad. Sogenannte Transmissionen treiben die Ziehtrommeln an.
Eine Erfindung wird zum Erfolg
Carl Berkenhoff und seine Söhne sind Experten für die Drahtproduktion. Die Herstellung von Drähten mit Durchmessern von 0,1 Millimetern ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das mühsame Einzelziehvorgänge in vielen Stufen erfordert. In mühsamer Kleinarbeit und auf Grundlage empirischer Versuche entwickelt das junge Unternehmen eine Mehrfachdrahtziehmaschine mit vier hintereinanderliegenden Ziehvorgängen.
1893 wird die Weltneuheit patentiert. Rund 20 dieser selbst gebauten Maschinen stehen zwischenzeitlich auf der Rehmühle. Für ein neues Kabelwerk in Berlin bestellt AEG 54 Maschinen dieses Typs.
Das Unternehmen floriert. Ausbau und Vergrößerung des Betriebs sorgen 1895 dafür, dass mit Paul Drebes ein Kaufmann ins Unternehmen einsteigt. Die Berkenhoff GmbH firmiert fortan unter dem Namen Berkenhoff & Drebes GmbH.
Die Unternehmerfamilie setzte auf Expansion
1897 kauft das Unternehmen die Aßlarer Hütte, um dort Eisen- und Stahldrähte herzustellen. Knapp zwei Jahrzehnte später, im Jahr 1908 baut Berkenhoff in Herborn eine Drahtziehwerkzeugfabrik auf – damit hat das alte Zieheisen endgültig ausgedient. Das alte Mühlrad ist noch bis 1910 in Betrieb. Danach wird ein Weiher angelegt und mithilfe einer Wasserturbine elektrischer Strom produziert, um die modernen Mehrfachdrahtziehmaschinen anzutreiben.
Grundlage für den weltweiten technischen Fortschritt
Der große Bedarf der Papierindustrie an Metalldrähten läutet die weitere Expansion des Unternehmens ein: Mit zwei süddeutschen Firmen gründet Carl Berkenhoff in einer ehemaligen Ziegelei in Kinzenbach ein eigenes Metallwerk. Dort werden Kupferlegierungen geschmolzen, gegossen, gewalzt, geschnitten und zu Vorziehdraht verarbeitet. Im Feindrahtwerk in Merkenbach werden diese bis zu dünnsten Durchmessern gezogen.
Im Jahr 1923 wurde die Maschinenfabrik Herborn zur Herstellung von Drahtziehmaschinen aus der Reparaturwerkstatt des Drahtwerkes Berkenhoff gegründet. Ganz in der Nähe der Maschinenfabrik – ebenfalls in Herborn – entsteht auf dem Gelände einer alten Ziegelei eine Metallgießerei. Dort wird der Maschinenguss für die Maschinenfabrik hergestellt.
Die Berkenhoff & Drebes GmbH ist zu einem dynamischen Unternehmen herangewachsen, das die Drahtherstellung entscheidend weiterentwickelt und damit die Grundlage für den weltweiten technischen Fortschritt legt. Zahlreiche Patente schützen die Eigenentwicklungen. Eine Umfirmierung der Berkenhoff & Drebes GmbH in Berkenhoff & Drebes Aktiengesellschaft trägt dieser Entwicklung Rechnung.
Inflation und Krieg werfen das Unternehmen zurück
Zum 50-jährigen Jubiläum im Jahr 1939 beschäftigt Berkenhoff mit allen seinen Schwester- und Tochterunternehmen 1.350 Mitarbeiter. Inflation und Kriegsjahre werfen das Werk Merkenbach in der Entwicklung zurück. Glücklicherweise finden sich immer wieder fähige und mutige Männer, die in der Zeit des Niedergangs Einfallsreichtum zeigen, um das Unternehmen zu bewahren.
Alles aus einer Hand
Ende der 40er-Jahre beginnt eine Phase, die von einer enormen Aufbauleistung gekennzeichnet ist. In mehreren Bauabschnitten werden ab dem Jahr 1952 in Merkenbach moderne Fertigungsstätten errichtet. In allen Bereichen des Unternehmens beginnt die Zeit zunehmender Spezialisierung.
In den 60er-Jahren steht die Berkenhoff & Drebes AG in der Blütezeit ihrer unternehmerischen Laufbahn. Vom Maschinenguss und der Metallschmelze über die Herstellung von Drahtziehwerkzeugen, Drahtziehmaschinen und der Produktion von Feindrähten bis hin zu Seilen und Kabeln stellt die Berkenhoff & Drebes AG alles selbst her – aus einer Hand. Damit ist das Unternehmen weitgehend unabhängig von Lieferanten und kontrolliert alle Faktoren zur Sicherung der Qualität selbst. Dieser Grundsatz setzt sich bis in die Gegenwart fort.
Verkauf an den Thyssen-Konzern
Die Ära der Betriebsgründerfamilie geht zu Ende. Die Familien-AG veräußert sämtliche Werke an die Westfälische Union in Hamm – und damit an den Großkonzern Thyssen. Der neue Besitzer, die Thyssen Draht AG entwickelt eine Zukunftskonzeption für alle drahtproduzierenden Werke und die Drahtwerkzeugfabrik Oranien Drahterzeugnisse der Werke Aßlar und der Drahtziehwerkzeugfabrik Oranien werden unter dem Namen Berkenhoff & Drebes vertrieben.
Powerway Group übernimmt die Berkenhoff GmbH
Im Jahr 2009 übernimmt die Hamburger nexpert AG das durch die weltweite Finanzkrise geschwächte Unternehmen aus den Händen der Investorengruppe Granville Baird Capital Partners. Fünf Jahre später veräußert die nexpert AG das Unternehmen an die Powerway Group. Der chinesische Investor zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Nichteisen-Legierungen. Das strategische Engagement des Investors stärkt die internationale Marktposition der Berkenhoff GmbH und sorgt dafür, dass das Unternehmen bestens für die Zukunft gewappnet ist.
Engagement für Nachhaltigkeit
Im Jahr des 130-jährigen Bestehens schaut Berkenhoff auf eine bewegte Geschichte zurück. Nur zwei Prozent aller Industrieunternehmen in Deutschland sind älter als 100 Jahre. Um die Zukunft zu sichern, widmet sich Berkenhoff neben der Entwicklung neuer, innovativer Produkte auch dem Thema Nachhaltigkeit. bedraGREEN und das Wertstoffrücknahmesystem bedra 360 sind Ausdruck dieser Bemühungen.